Die Magie der KI: Revolutionierung der Kundensegmentierung

Die Rolle der Künstlichen Intelligenz bei der Kundensegmentierung und Kundenbindung

Software
31. August 2023
Lesedauer: 7 Minuten
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Einführung: Kundensegmentierung trifft Künstliche Intelligenz

Die Technologiewelt erlebt die Ära der Künstlichen Intelligenz und mit ihr eine Welle der Transformation, die auch die Art und Weise, wie wir Kundensegmentierung wahrnehmen und umsetzen, radikal verändert. Früher waren es Marketingexperten, die stundenlang Daten analysierten, um Muster und Trends zu erkennen. Kunden wurden auf der Grundlage von Faktoren wie Altersgruppen, geographischen Standorten und Interessen in Segmente eingeteilt. Es war eine mühsame und zeitaufwendige Aufgabe, die häufig von menschlichen Fehlern und Vorurteilen geprägt war.

Heute können Unternehmen KI als Tool nutzen, um Kundendaten schneller und genauer zu analysieren, als es menschlich möglich wäre. Künstliche Intelligenz ermöglicht es, Muster in großen Datenmengen zu erkennen und so die Kundensegmentierung effektiver und effizienter zu gestalten. Mit maschinellem Lernen und Algorithmen können Unternehmen ein detailliertes Verständnis des Kundenverhaltens erlangen, ihre Vorlieben und Abneigungen antizipieren und personalisierte Angebote erstellen, die auf die spezifischen Bedürfnisse jedes einzelnen Kunden zugeschnitten sind.

Die KI-basierte Kundensegmentierung ist ein wertvolles Werkzeug, mit dem Unternehmen ihre Kunden besser verstehen und bedienen können. Doch wie jede andere Technologie, bringt auch die KI ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Die Frage der Datensicherheit und des Datenschutzes steht im Zentrum dieser Diskussion. Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass sie bei der Nutzung von KI die gesetzlichen Bestimmungen einhalten und die Privatsphäre ihrer Kunden wahren.

Das Rätsel der menschlichen Psyche: Wie die Big Five in der KI-driven Kundensegmentierung zum Einsatz kommen

Die Big Five Persönlichkeitsmerkmale, auch bekannt als Fünf-Faktoren-Modell, haben die Psychologie und das Verständnis der menschlichen Persönlichkeit revolutioniert.  

Was ist das Big Five Persönlichkeitsmodell?

Das Big Five oder auch OCEANS-Modell genannt - Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus - bietet einen umfassenden Rahmen zur Beschreibung und Vorhersage menschlichen Verhaltens – nicht nur in der Psychologie, sondern auch in der Erstellung von Kunden-Personas. 

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Jeder dieser Faktoren kann einen Einfluss auf die Entscheidungen und Präferenzen eines Kunden haben und daher wertvolle Informationen für die Kundensegmentierung liefern.  

KI-Systeme können nun diese Persönlichkeitsmerkmale aus verschiedenen Datenquellen extrahieren, wie z.B.  

  • Social-Media-Aktivitäten, 
  • Verhalten auf Webseiten
  • Online-Bewertungen oder  
  • Kaufhistorie.  

Mit Algorithmen des maschinellen Lernens können Muster und Zusammenhänge in diesen Daten erkannt werden, die Hinweise auf die Persönlichkeitsmerkmale eines Kunden geben. So kann zum Beispiel durch die Analyse des Online-Verhaltens eines Kunden festgestellt werden, ob er eher extrovertiert oder introvertiert ist, ob er offen für neue Erfahrungen ist oder eher konservativ agiert.

Zum Beispiel kann ein Kunde, der zum Beispiel als offen für Erfahrungen eingestuft wird, eher bereit sein, neue Produkte auszuprobieren oder innovative Dienstleistungen zu nutzen. Bei Kunden mit einem derartigen Profil bieten sich besondere Crossselling-Plugins oder Produkt-Bundles an.

Ein Kunde mit einem hohen Grad an Gewissenhaftigkeit könnte eher Wert auf Qualität und Zuverlässigkeit legen und weniger risikobereit in Bezug auf neue Einkäufe sein. Kunden mit diesem Profil sollten bei jedem Schritt des Checkout-Prozesses sowie auch nach dem Kauf ein gutes, sicheres Gefühl vermittelt werden, um Abbrüche zu vermeiden.

Auch hinsichtlich maßgeschneiderter Marketingbotschaften, die speziell auf die Persönlichkeit und Präferenzen jedes Kunden abgestimmt sind, eignet sich die Segmentierung auf Basis des Big Five Modells. Eigen entwickelte Landingpages eines Kundentyps können zu gesteigerten Umsätzen und einer verbesserten Kundenbindung führen. Diese sind optimiert in Bezug auf

  • Farbwahl
  • Bildsprache und
  • Textinhalt und Sprachstil. 

Für Kunden mit hoher Extraversion kommen Farben mit höherer Sättigung und Fotomaterial, das eine gesellige Szene zeigt, eher in Frage als für ein Kundenprofil mit niedrigem Extraversionswert. Hier empfiehlt es sich eher warme Farben mit harmonischer Bildsprache und einfühlsamer Sprache zu wählen.  

Text-KIs wie sie beispielsweise das Tool von Conversionmaker.ai nutzt, sind in der Lage auf die sprachlichen Besonderheiten der einzelnen Persönlichkeitstypen einzugehen und Slogans, Überschriften und Produkttexte im jeweils benötigten Stil zu verfassen. Diese auf jedes Kundensegment individuell angepassten Texte werden dann in A/B-Tests erprobt.

Die Kombination von Big Five Persönlichkeitsmerkmalen und künstlicher Intelligenz ermöglicht es Unternehmen, ein tiefgreifendes Verständnis für ihre Kunden zu entwickeln. Die Verwendung der Big Five in der KI-gesteuerten Kundensegmentierung birgt jedoch auch Herausforderungen. Einerseits ist die psychologische Analyse von Kunden durch KI ein ethisches Minenfeld. Unternehmen müssen sich der sensiblen Natur dieser Daten bewusst sein und sicherstellen, dass sie verantwortungsvoll und im Einklang mit Datenschutzgesetzen genutzt werden. Andererseits ist die Interpretation der Big Five kein einfaches Unterfangen. Sie erfordert ein tiefes Verständnis der menschlichen Psyche und der Feinheiten der Persönlichkeitspsychologie.

KI in der praktischen Kundensegmentierung: Anwendungsbereiche und Beispiele

Besonders interessant im Bereich Conversion Optimierung ist die Vorhersage von Kundenverhalten. KI-Systeme können Muster in den Daten erkennen, um zukünftiges Kundenverhalten vorherzusagen. So können sie zum Beispiel prognostizieren, welche Produkte ein Kunde wahrscheinlich kaufen wird, basierend auf seinem bisherigen Kaufverhalten und anderen relevanten Faktoren. Dies ermöglicht es Unternehmen, dem Kunden gezielte Produkte auszuspielen, Marketingkampagnen präziser zu gestalten und damit ihren Umsatz zu steigern.

Zum Beispiel kann ein KI-System, das die Kaufhistorie eines Kunden analysiert, feststellen, dass ein Kunde alle drei Monate ein bestimmtes Produkt kauft, z.B. ein bestimmtes Hundefutter. Mit dieser Information kann die KI vorhersagen, dass der Kunde wahrscheinlich in etwa drei Monaten erneut dasselbe Produkt kaufen wird.  

Die KI kann auch subtilere Muster erkennen. Vielleicht kauft ein Kunde eher an bestimmten Wochentagen oder reagiert besonders gut auf bestimmte Arten von Werbeanzeigen. Diese Art von Informationen kann verwendet werden, um Marketingstrategien anzupassen und zu personalisieren.

Die Personalisierung ist ein weiterer wichtiger Einsatzbereich der KI. Durch die Analyse von Kundendaten erstellt die KI personalisierte Empfehlungen, Angebote und Kommunikationsstrategien (“Kunden, die Hundefutter kauften, kauften auch Leckerlies”, “Weil du Leckerlis im Warenkorb hast, könnte dir auch Hundefutter gefallen”).  

Marketer können dieses Wissen auf verschiedene Weisen nutzen. Sie können personalisierte Werbekampagnen erstellen, die auf die spezifischen Vorlieben und Verhaltensmuster eines Kunden abgestimmt sind oder Werbeanzeigen z.B. nur zu besonders verkaufsstarken Zeiten ausrollen. Sogar Produktentwicklung und -planung können mithilfe von Vorhersagen darüber, was Kunden in der Zukunft wahrscheinlich kaufen werden, verbessert werden.

Stolpersteine und Meilensteine: Erfahrungen mit der Integration von KI in die Kundenbindung

Trotz aller Vorteile ist es wichtig, die Herausforderungen der KI-gesteuerten Kundensegmentierung zu berücksichtigen, darunter Datenschutzfragen, die Notwendigkeit einer umfassenden Datenqualität und die Gefahr von Verzerrungen in den KI-Algorithmen.  

Einer der größten Stolpersteine bei der Integration von KI in den Prozess der Kundensegmentierung ist die Datenqualität. KI-Algorithmen sind nur so gut wie die Daten, die sie füttern. Unvollständige oder ungenaue Daten führen zu unzuverlässigen, teils irreführenden Ergebnissen. Daher müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie über qualitativ hochwertige und umfassende Kundendaten verfügen.

Ebenso wichtig zu berücksichtigen ist die Akzeptanz der KI durch die Kunden. Viele Menschen sind nach wie vor skeptisch gegenüber der Nutzung ihrer Daten durch KI-Systeme, insbesondere wenn es um sensible Informationen geht. Über den ethischen Aspekt der Nutzung von Kundendaten durch KI soll an dieser Stelle nicht debattiert werden. Jedoch ist klar, dass Unternehmen hier transparent sein müssen, zu welchem Zweck genau sie KI einsetzen und wie sie die Privatsphäre und Sicherheit der Kundendaten schützen.

Zukunftsperspektiven: Die Evolution der KI-gesteuerten Kundensegmentierung

Mit fortschrittlicheren Algorithmen und größerer Rechenleistung können KI-Systeme immer detailliertere Kundenprofile erstellen. Diese Hyper-Personalisierung wird es Unternehmen ermöglichen, ihre Kunden auf einer noch individuelleren Ebene zu erreichen und anzusprechen.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird KI in alle Aspekte des Kundendienstes integriert werden. KI-gesteuerte Chatbots und virtuelle Assistenten werden immer ausgefeilter und können komplexe Kundenanfragen effizient und in Echtzeit beantworten, was für Kunden ein echter Mehrwert sein kann. Andere werden die menschliche Interaktion vermissen.

Während diese Trends aufregend sind, müssen wir auch die ethischen und datenschutzrechtlichen Probleme ansprechen, die mit dem Einsatz von KI einhergehen. Verlassen wir uns nur noch auf KI-Datenanalysen, kommt es schnell zum sog. “Filter-Blase"-Effekt. Die Filterblase ist ein abgeschotteter Raum, der durch Filteralgorithmen auf Plattformen wie Facebook und Suchmaschinen wie Google entsteht.

Besonders angsteinflößend wirkt ein Szenario, in dem Marketer mithilfe von datengestützten psychografischen Kundenprofilen gezielt die Schwächen ihrer Kunden ausnutzen. Daher sollten Möglichkeiten wie diese unbedingt mit einer gewissen Sensibilität und Verantwortung genutzt werden, ansonsten besteht die Gefahr, dass Verbraucher verärgert sein könnten. 

Lilien Eschbach, Performance Marketing Manager
Lilien EschbachPerformance Marketing Manager

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